Warum ich für Makro-Aufnahmen so gut wie gar keinen Autofokus mehr verwende

Insekt bei der Futtersuche

Vielleicht muss ich erst einmal genauer erläutern, was für mich eine Makrofotografie ist, wenn ich im folgenden Beitrag näher auf meine Überschrift eingehe. Vereinfacht gesagt ist ein Makrofoto nach meinem subjektiven Empfinden jegliche Nahaufnahme eines meist sehr kleinen Objektes.

Ich persönlich hebe je nach Motiv mal mehr mal weniger Details hervor.

Bei Insekten öffne ich die Blende nicht allzu sehr, um von dem Tier so viel wie möglich scharf darzustellen. Auch mach ich es von dem Umfeld abhängig, wie sehr der Hintergrund in der Unschärfe verschwinden soll. Eine genau gesetzte Schärfe lenkt das Auge des Betrachters auf das Motiv. Glücklicherweise ist durch die heutige Kameratechnik das manuelle Fokussieren mittlerweile ein Kinderspiel – zumindest bei statischen Objekten – geworden.

Die Vorteile des manuellen Fokussierens

dem Tagesende entgegen

dem Tagesende entgegen
ILCA-77M2 f/8 1/80sec ISO-100 60mm
(manuell fokussiert)

Über die Vorteile des Fokuspeaking hatte ich ja bereits hier berichtet. Ich finde, dass man durch das manuelle Fokussieren insbesondere bei Stillleben wesentlich präziser auswählen kann, welcher Bereich des Bildes scharf dargestellt werden soll – insbesondere bei sehr offener Blende (kleiner Blendenwert).

 

Das ist mit dem Autofokus nicht immer der Fall, zumal Autofokuspunkte je nach Kameramodell über den kompletten Bildausschnitt unterschiedlich verteilt sein können. Habe ich zumindest annähernd den gewünschten Schärfebereich per Autofokus ausgewählt und muss die Kamera dann doch noch ein wenig schwenken, kann es sein, dass dieser Bereich nicht mehr zu 100 % scharf gestellt ist.

Wie sieht es mit den komfortablen Kamerafunktionen bei „Altgläsern“ aus?

Rosa Blüten im Regen

Rosa Blüten im Regen
ILCE-6000 1/800sec ISO-100
(manuell fokussiert)

Mittlerweile wähle ich bei statischen Motiven immer die manuelle Fokusmethode – zumindest dann, wenn ich mir Zeit für eine Aufnahme nehmen kann.

Fokuspeaking In Verbindung mit der Vergrößerungsfunktion und Zuhilfenahme eines Statives garantieren, dass wirklich genau der Bereich scharf aufgenommen wird, den ich ausgewählt habe.

Das Tolle ist, dass Fokuspeaking (oder Kantenanhebung) auch mit Altgläsern aus der Analogzeit funktioniert – obwohl die Funktion „Objektiv deaktivieren“ vermuten lässt, dass sämtliche Funktionen der Kamera außer Gefecht gesetzt werden.

Das trifft für den Autofokus und die Übertragung von IPC-Daten über das jeweilige Objektiv zu. Fokuspeaking und –vergrößerung sind – zumindest an der Sony Alpha 6000 – trotzdem noch verfügbar.

Insektenfotografie ist doch nur mit kontinuierlichem Autofokus möglich, oder?

"Meine Oreganoblüte!"

“Meine Oreganoblüte!”
ILCA-77M2 f/4.5 1/200sec ISO-320 90mm
(Manuell fokussiert)

Tja, vielleicht ist das ja eine Glaubensfrage und hinzu kommt, dass nicht jedes bewegte Motiv dem anderen gleicht.

Für eine sich im Wind hin und her wiegende Pflanzen wähle ich höchstwahrscheinlich andere Kameraeinstellungen (Verschlusszeit, Blende. Fokusmethode usw.) als bei einem in eine Richtung galoppierendes Pferd (Stichwort: Mitzieher).

Mittlerweile bin ich aber beispielsweise immer mehr dazu übergegangen, fliegende Insekten, die sich von Blüte zu Blüte bewegen, manuell zu fokussieren. Und dabei habe ich vor gar nicht allzu langer Zeit angenommen, dass für Bienenfotos auf jeden Fall ein kontinuierlicher Autofokus die einzig richtige Wahl ist.

Meine Erfahrung – nicht globale Foto-Tipps befolgen, auch mal unkonventionelle Einstellungen ausprobieren

Hummelflug

Hummelflug ILCA-7
7M2 f/5.6 1/320sec ISO-200 90mm
(Okay, erwischt. Hier habe ich den kontinuierlichen Autofokus eingesetzt )

Ich gebe zu, dass ich die Sony Alpha 77II unter anderem damals gekauft habe, weil sie einen außerordentlich schnellen Serienbildmodus besitzt, der sich vor allem in der Hunde- und Sportfotografie sehr gut bewährt hat.

Nun bewegen sich Sportler und Hunde in einer ganz anderen Weise, als das beispielsweise Vögel und Bienen tun.

Ich habe dieses Jahr in meiner Freizeit jede erdenkliche Möglichkeit genutzt, Vögel und Insekten zu beobachten und zu fotografieren. Dazu gehört aber nicht nur das Abdrücken des Kameraauslösers, sondern das Beobachten der Tiere.

Ich gebe zu, dass es schon eine sehr anspruchsvolle Aufgabe ist zu ergründen, welche Körperhaltung ein Vogel einnimmt, kurz bevor er zum Flug ansetzt. Und außerordentlich schwierig finde ich, die Flugbahn und Zwischenstopps einer Biene zu erahnen. ;-)

Freundliche Biene

Freundliche Biene
ILCA-77M2 f/4.5 1/400sec ISO-200 90mm
(manuell fokussiert)

Ich habe so manchen Nachmittag stundenlang vor unseren Oleanderblüten gesessen und die zahlreichen Bienen und die Hummeln an den Lavendelblüten mit der Kamera verfolgt.

Und auch wenn ich heute noch behaupte, es ist unmöglich den Flugweg einer Biene zu bestimmen – man gewinnt ein wenig das Gefühl dafür. Z. B. wie lange sitzt eine Biene auf einer Blüte (übrigens – sehr kurz ;-) ), bevor sie zur nächsten schwebt und welchen Weg schlägt sie ein. Puh, ich war anschließend fix und fertig … Sommer, Wärme, angespannte Körperhaltung mit Kamera im Anschlag + volle Konzentration.

Und ich ging immer mehr dazu über, von dem kontinuierlichen Autofokus in den manuellen Fokus zu wechseln. Warum?

Wie blende ich störende Elemente aus?

Den Serienbildmodus habe ich sowohl im Autofokus als auch im manuellen Fokus aktiviert. Was passierte im Autofokus? Ich verfolgte die Bienchen, versuche in der Bewegung möglichst auf das kleine Facettenauge zu fokussieren und Zack! – befand sich die Oleanderblüte oder ein Blatt zwischen Objektiv und Biene und war wunderschön scharf.  Nur eben nicht die Biene. Je nach Dichte der Blütenpflanzen hat mich das echt zur Verzweiflung gebracht.

Von Blüte zu Blüte

Von Blüte zu Blüte
ILCA-77M2 f/4.5 1/320sec ISO-200 90mm
(manuell fokussiert)

Und dann beschloss ich, am Stellrad der Kamera den manuellen Fokus auszuwählen. Die Bienen habe ich beobachtet, ihre Bewegungen mit der Kamera verfolgt, durch stete Feinjustierung am Fokusring die Schärfe eingestellt und sie per Fokuspeaking kontrolliert.

Sobald sich ein Insekt durch das Peaking einfärbte, habe ich im Serienbildmodus den Auslöser gedrückt. Und siehe da, in der Nachbetrachtung gewann ich den Eindruck, dass sich nun nicht mehr so viel Ausschuss angesammelt hatte.

Möglicherweise lag es auch daran, dass ich nicht stets und ständig ausgelöst habe und auch nicht den Serienbildmodus bis zum Anschlag ausgereizt habe. 3-4 Bilder für eine Situation reichten oft vollkommen aus.

Warum also nicht eher ein günstigeres manuelles (Makro)-Objektiv kaufen?

Naja, ich nutze mein Makro-Objektiv nicht ausschließlich für Insekten- und Pflanzenfotografie. Mein Tamron 90mm F2.8 Macro SSM habe ich auch schon bei einem Fotowalk für Porträtaufnahmen verwendet. Und dabei bevorzuge ich doch noch immer den Autofokus.


Meine Methode ist bestimmt nicht in jeder Situation die ultimative Lösung bei Makrofotografie von fliegenden Insekten. Ich wende sie aber gerne an, wenn viele “Störfaktoren” wie Zweige und Blüten die Fokussierung auf das Motiv erschweren. Die Hummel habe ich mit dem kontinuierlichen Autofokus fotografiert, weil der Hintergrund relativ “clean” war.

Die Autorin:

Sylvi

Meine Beiträge beinhalten eigene Erfahrungen über Soft- und Hardware, Social Media und die ich als WordPress-Bloggerin und Joomlanerin gesammelt habe. Zudem widme ich mich dem schönen Hobby "Fotografie".

3 Kommentare

  • Hallo Tom,

    vielen Dank. :-) Kannst ja gerne mal berichten, wie es Dir ergangen ist oder ob Du doch lieber anders an die Makrofotografie herangehst. Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Spaß mit Deinem noch recht jungen Blog. Ich werde da mal öfter vorbeischauen. ;-)

    LG
    Sylvi

    • vielen Dank! :)

      bei uns ist momentan nicht so tolles Wetter für die Makrofotografie, draußen im Freien.
      Abwarten, ich liebe es ja den Wald mit der Kamera zu entdecken.

      Ich hoffe es wird besser!

      LG Tom :)

      • In unserer Gegend ist es derzeit noch zu riskant, in den Wäldern herumzustreifen – dank “Friederike”.
        Im Winter sind Motive für Makrofotografie nicht so reicht gesät – zumindest was Tier- und Pflanzenfotografie betrifft. Ich habe in der Vergangenheit dann schon einmal eine alte Taschenuhr, Nähutensilien usw. herausgekramt und versucht, mit Licht etwas herum zu probieren. Macht auch Spaß. :-)

        LG Sylvi